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Neue Ökonomie


Zusammenfassung von Ulrich Gutmair

Prof.Dr. Norbert Szyperski: Eine neue Ökonomie oder weiterhin Marktwirtschaft?

Macht es Sinn, in Bezug auf das Internet von einer neuen Ökonomie zu sprechen? Norbert Szyperski meint: ja. Die Unterschiede zwischen einer Ökonomie, die auf der Produktion materieller Güter basiert und einer Internetökonomie macht Szyperski an einer ganzen Reihe grundlegender Fragen fest: Das Internet bedingt erstens ein neues Grenzverständnis, weil einerseits die Grenzen zwischen regional und global verschwimmen, andererseits die Unternehmensgrenzen nicht mehr durch territoriale Grenzen bestimmt sind. Mit dem Internet kann sich zweitens ein neues Kooperationsverständnis herausbilden, weil Kooperationen nicht mehr an den Realraum gebunden sind. Mit ´Medien´ wie der E-mail fallen drittens individuelle Kommunikation mit neuen Formen des Broadcasting zusammen, was unser Kommunikationsverständnis berührt. In Bezug auf das Verständnis von Produktion lassen sich viertens Veränderungen festmachen, die das Verhältnis von ´Produzent´ und ´Konsument´ betreffen: Längst hat sich die Auffassung durchgesetzt, diejenigen, die früher als ´Abnehmer´ begriffen wurde, jetzt als Ko-Produzenten, und somit als Wertschöpfungspartner zu verstehen. Szyperski vollzieht damit eine Entwicklung für den Bereich der Ökonomie nach, die man in der Kommunikationswissenschaft seit einiger Zeit als Shift vom Rezipienten zum aktiven Interpreten beobachten kann.

Die neuen Informationstechnologien verschieben aber auch den Zeitpunkt im Prozeß der Wertschöpfung, an dem der Benutzer zur Kasse gebeten wird. Als Beispiel führt Szyperski Handies an, die als Hardware inzwischen gratis angeboten werden. Bezahlt wird dann erst die Nutzung der Hardware. Generell stellen die neuen Technologien damit das Marktverständnis zur Disposition: Der Markt und die Stadt als fixe Orte haben erst dem Versandhaus Platz gemacht, um dann durch Portale, electronic ´marketplaces´ und Auktionen wenn nicht ersetzt, dann doch ergänzt zu werden. Als Folge stellt sich die Frage, wie unter diesen Bedingungen ein geschäftliches Vertrauensverhältnis aufgebaut werden kann und welche Rechtsverbindlichkeiten bestehen.

Der Diskussion freier Software stellt Szyperski die Notwendigkeit voran, den Wettbewerb als einzigen uns bekannten Prozeß der selektiven Evolution von Produkten anzuerkennen. Auf dieser Basis wird freie Software für Szyperski schnell zum Modell einer kommunitaristisch interpretierten Gesellschaft. Da werden freier Zugriff, gebührenfreie Nutzung und freie Mitwirkung Szyperski zu Stichwörtern, die generell auf die Notwendikeit sozialer Arbeit verweisen. Aber auch die Wirtschaft bedient sich zunehmend der Open Source Komponenten. "Freie Mitwirkung" etwa geht durch den Begriff der Dienstleistung hindurch. In Open Source treffen sich so Kooperation und Wettbewerb zu einer "gesamtwirtschaftlichen" und damit wohl auch gesellschaftlichen Aufgabe, und geben so den Anstoß zu einer Neu-Definition von Freizeit als gemeinnütziger Arbeit.



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