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Open Source Policies
Zusammenfassung von Martin Conrads
Der New Yorker Autor Timothy Druckrey eröffnet das Panel mit der Mitteilung, daß Guido von Klitzing (Lotus Development GmbH) verhindert ist.
Seine das Panel inhaltlich einleitenden Worte beziehen sich auf Charles Babbage´s Difference Engine und eine Anekdote, in der Babbage die Diskrepanz zwischen Ungläubigeit und Verneinung von technologischer Entwicklung verurteilt. Babbage sinngemäß: "Die Leute glauben nicht, daß die Difference Engine eine Maschine ist, die in der Lage ist, Kartoffeln zu schneiden. Wenn sie dann sehen, daß sie es kann, behaupten sie, sie wäre nicht in der Lage, eine Ananas zu schneiden".
Druckrey weist folgend darauf hin, daß das gigantische Ausmaß der technologischen Transformationen + "Revolution" nur durch Sphäre der "Öffentlichkeit" zustande komme.
Die Verantwortlichkeit der Industrie liege dementsprechend auch dort, wo die Revolutionen in der Entwicklung der Betriebssysteme als Effekt der Public Sphere gesehen werden müssen. Jedes Betriebssystem muß somit als Interface zum Sozialen und zur "Kultur" gesehen werden.
Auf keinen Fall dürfe eine Entwicklung stattfinden, die "from hardware to software to nowhere" gehe.
Timothy Druckrey übergibt das Wort folgend an Tim O´Reilly, Gründer von O´Reilly + Associates, der, frei sprechend auf der Bühne, seinem Vortrag folgende Struktur vorausschickt:
1) The History of the Recent Computer Industry.
2) How People make money with Open Source.
3) The Open Source Community (on the Web)
O´Reilly schildert in kurzer Form die Entwicklung einer Hardware-orientierten Industrie in den späten 70ern zu einer Software-orientierten Industrie seit den frühen 80ern. Ausgangspunkt für diesen Wechsel sei IBM´s Entscheidung gewesen, den IBM PC als Open PC Hardware Standard freizugeben (O´Reilly: "part accident, part innovation, part genious"). Damit wurde der Markt plötzlich sehr offen und einer der "big frontiers" in der Computerentwicklung wurde überwunden. Man mußte nicht mehr in Hardware machen, um in der Computerindustrie groß zu sein.
Dies veränderte alle bisherigen Regeln. "Dell" kann hierfür als Beispiel dienen.
Folgend erzählt O´Reilly eine Episode aus den späten 80ern, als diverse Software-Firmen mit der Anfrage an O´Reilly herantraten, O´Reillys Bücher in jeweils deren Formaten online zu stellen.
Z.B. wurde O´Reilly von Microsoft angefragt. Microsoft stellte dabei daß, was kurze Zeit später jedermann als "Internet" präsent wurde, als "Microsoft Network" vor. Natürlich hätte eine Vertragsunterzeichung mit Microsoft einen Open Standard ausgeschlossen. Das Internet als Open Source Onlinebasis war daher für O´Reilly der logischere Schritt.
Generell führte seit dieser Zeit das Internet, sowie das Bewußtsein über dessen Open Strandards zu einem "Paradigmenwechsel" in der Industrie.
O´Reilly schmückt dies mit der Anekdote über eine Freundin aus, die sich einen Computer kaufen will, nur damit sie amazon.com nutzen kann. In dieser Logik sieht O´Reilly eine Entwicklung von Produkten wie amazon oder lycos weg von reinen Websites und hin zu "killer applications": amazon stelle somit eine "infoware application" dar.
-> Das neu hinzugefügte Level sei keine Frage reiner Software mehr, ein Phänomen, das sich etwa 1996 mit der Frage "Active X vs. perl" kristallisierte.
Die Java Applications bei Active X seien dabei der Versuch gewesen, das Web auf eine Software-Stufe zurückzubringen. Tatsächlich sei das Web zu diesem Zeitpunkt schon längst eine Sache von "Infoware" gewesen", vor allem durch den Einfluß des Access von HTML (O´Reilly: "HTML is great!"). Was wäre das Web, fragt O´Reilly, wenn es bei mosaic oder netscape keinen "view source"-Button gäbe?
O´Reilly gibt zu bedenken, daß, obwohl Public Source Lizenzen äußerst wichtig sind, der noch wichtigere Teil im Umgang mit Open Source die Praktiken der Menschen (of the people) darstellen. Denn + auch: niemand muß mehr, dank copy/paste ein Programmierer sein, um im Web zu arbeiten.
Den Unterschied von Infoware und Software können man sich an einem Vergleich zwischen amazon und MS Word vor Augen führen: Ersteres sei "little bits of software embedded in huge infoware", zweiteres das Gegenteil. Es handele sich also um unterschiedliche Paradigmen.
Infoware ist, wenn...
....O´Reilly gibt die Anekdote zu besten, in der er Jeff Needle von Yahoo danach fragte, was er tue, und dieser darauf antwortete: "I´m working on an application that is working in real time all the time".
In diesem Sinn sei Infoware wie z.B. Yahoo als Software zu verstehen, die eher Prozeßcharakter denn Produktcharakter aufweist.
Was bedeutet dies für die Web Commuity?
Zuallererst sei, parallel zu geschilderter Geschichte (von hard zu soft) eine Transformation von Macht zu vermerken: von IBM zu MS. Von Hardware zu Software. Gleichzeitg sei auch Intel einer der großen Gewinner gewesen. In diesem Sinn kann Sisco als Intel der Internetrevolution gelten.
Für die Open Source Community gelte bezüglich der Machtfrage: Man sei zu sehr darauf fokussiert, mit der Open Source Frage die "letzte Schlacht" gewinnen zu wollen. Gleichzeitig bereite sich aber MS darauf vor, das nächste Intel des Internet zu sein. MS attackiere die Open Source-Bewegung, die Herausforderung werde aber von der Open Source Bewegung am falschen Ende erkannt.
Grundsätzlich: Wenn eine Company an Marktmacht gewinne, müsse auch ihre Verantwortlichkeit für die Open Source Community steigen. Auch Infoware-Companies wie amazon oder yahoo leben von "sharing" der community und tragen daher auch ebendiese Verantwortung.
Nun zur Frage des Geldverdienens durch Open Source:
O´Reilly gibt leichten Herzens zu, an Open Source Software zu verdienen, indem er die Manuals verkauft. Aber tatsächlich richtet sich O´Reilly´s Appell an Bill Gates, denn "the people who profit are not the ones who built the software". Mit ersteren meint O´Reilly vor allem Microsoft, mit zweiteren Hacker, die Open Source Community etc.
Auch Commercial Internet Provider Services verdienten daran mit.
Wichtig aber sei, sich vor Augen zu führen, daß logischerweise die nächsten großen Profiteure Companies wie Yahoo sein werden. Dies führe zu 2 Schlußfolgerungen:
1) Ein ständiges Bewußtsein darüber, wer wem mit dem Open Source Gedanken zuarbeite.
2) Die Aufforderung an Companies, auf Open Standards zu setzen.
"... because if not it doesn´t matter if Linux wins the OS war: the battlefield is moving on!"
Hier endet der O´Reilly Vortrag
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